Ford Fiesta WRC-Team M-Sport freut sich auf Finnland
Für viele Fans und wohl auch die meisten Fahrer steht fest: Die Rallye Finnland ist das Highlight einer jeden WM-Saison. Das von Ford unterstützte Team M-Sport blickt dem auch „Schotter-Grand Prix“ genannten Flugfestival in den Wäldern rund um Jyväskylä mit großer Freude entgegen. Die Mannschaft von Malcolm Wilson, der die spektakuläre Veranstaltung aus Sicht des Fahrers und der des Teamchefs kennt, fühlt sich mit ihrem gut 380 PS starken World Rally Car auf Basis des in Köln produzierten Kleinwagenmodells Fiesta bestens vorbereitet und will die 22-Punkte-Tabellenführung in der Herstellerwertung ausbauen. Aktuelle Saisonbilanz des neuen Fiesta WRC: drei Siege und eine ununterbrochene Serie von Podiumsergebnissen.
Die einzigartige Charakteristik des neunten von 13 WM-Läufen verspricht mit ihren ungezählten Sprungkuppen auch in diesem Jahr wieder faszinierende Bilder, denn die Rallye Finnland ist schnell – richtig schnell. Neun der zehn WM-Rallyes mit den höchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten in der Geschichte dieser Motorsportkategorie fanden im Land der 1000 Seen statt. Lange Zeit galten Schweden und Finnen auf diesem Terrain als unbezwingbar. Erst dem Spanier Carlos Sainz gelang es 1990, die Skandinavier auf eigenem Boden zu schlagen. Ein Kunststück, das seither nur Didier Auriol (F, 1992), Markko Märtin (EST, 2003, Ford Focus RS WRC), Sébastien Loeb (F, 2008, 2011 und 2012) sowie Sébastien Ogier (F, 2013) und Kris Meeke (GB, 2016) wiederholen konnten.
Für Fahrer, Beifahrer und ihre Turbo-Allradler haben es die 25 Wertungsprüfungen über insgesamt 315,62 Kilometer wahrlich in sich. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h ist in den finnischen Wäldern höchste Präzision gefragt: Auf den Kuppen, die oftmals in Kurven liegen, muss die Linie zentimetergenau passen. Hierfür kommt es auf präzise, exakt getimte Ansagen an. Und die World Rally Cars sollten sich durch eine wohl ausbalancierte Abstimmung auszeichnen, die viel Vertrauen bietet.
Start
Los geht es bereits am Donnerstagabend um 19:00 Uhr mit der beliebten Zuschauerprüfung „Harju 1“. Am Freitag folgen Klassiker wie „Jukojärvi“, „Urria“, „Laukaa“ und „Lankamaa“. Der Samstag steht vor allem im Zeichen der berühmten Wertungsprüfung „Ouninpohja“. Sie ist in diesem Jahr 24,36 Kilometer lang, wird zweimal entgegen der Richtung der vergangenen Saison gefahren und kehrt auf diese Weise zu traditonellem Format zurück. Die Sonntagsetappe über noch einmal 33,84 Kilometer beendete die Rallye-Action mit der sogenannten „Power Stage“, die 10,12 Kilometer lange „Oittila 2“.
„Es ist schon lange her, dass es in der Weltmeisterschaft vor der Rallye Finnland so spannend zuging“, erläutert M-Sport-Teamchef Malcolm Wilson, der diesen WM-Lauf 1986 zum ersten Mal als Fahrer bestritten hat und direkt unter die besten Zehn fuhr. 1996 erkämpften sich Jarmo Kytölehto/Arto Kapanen mit einem von Malcolm Wilson Motorsport vorbereiteten Ford Escort RS Cosworth den dritten Platz, in der folgenden Saison ernannte Ford den im britischen Cumbria beheimateten Rennstall zum Werksteam. Seither hat M-Sport in Finnlands Wäldern fünf WM-Laufsiege und 19 Podiumsränge errungen.
„Dieser Rallye fiebern alle entgegen: Fans, Fahrer und Teams gleichermaßen“, fährt Wilson fort. „Und es liegt auf der Hand, warum: Die Geschwindigkeiten und die Sprünge sind unfassbar. Und mit den neuen World Rally Cars, die uns das Reglement seit diesem Jahr erlaubt, dürfte es nochmals spektakulärer zugehen. Wir konnten in den vergangenen Jahren in Finnland einige schöne Erfolge ernten und haben alles darangesetzt, damit am kommenden Wochenende fortzufahren. Leider mussten wir unsere Tests nach einem Unfall vorzeitig beenden, aber Sébastien Ogier und Ott Tänak haben viel Vertrauen in den Fiesta WRC gefunden und fühlen sich für diese speziellen Wertungsprüfungen gut vorbereitet. Ich rechne an der Spitze mit ganz engen Duellen.“
Team
Sébastien Ogier / Julien Ingrassia (Ford Fiesta WRC, Startnummer 1); WM-Rang: 1
Rallye-Finnland-Starts: 9. Bestes Ergebnis: Platz 1 (2013)
Die amtierenden Weltmeister reisen als Tabellenführer mit einem Elf-Punkte-Polster nach Jyväskylä und sind fest gewillt, diesen Vorsprung auszubauen. Dass sie mit den besonderen Bedingungen des „Großen Preis von Finnland“ umgehen können, stellten sie 2013 mit einem Sieg unter Beweis.
„Die Rallye Finnland gehört definitiv zu den Höhepunkten der Saison“, so Ogier. „Die Organisatoren wissen genau, wie es geht, und die richtig schnellen Schotterpisten mit ihren Sprungkuppen bieten unheimlich viel Grip – damit sind sie für den Rallye-Sport wie maßgeschneidert, denn genau das lieben wir. Ich gehe davon aus, dass wir um Zehntelsekunden kämpfen werden. Das Wetter könnte noch mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten. So oder so: Wir müssen eine perfekte Performance ohne Fehler abliefern. Unser zweitägiger Test in der vergangenen Woche endete leider vorzeitig, aber der Fiesta WRC fühlte sich fantastisch an. Ich freue mich jetzt auf diese Rallye. Wir wollen ein gutes Resultat für unsere Titelverteidigung erzielen.“
Ott Tänak / Martin Järveoja (Ford Fiesta WRC, Startnummer 2); WM-Rang: 4
Rallye-Finnland-Starts: 7. Bestes Ergebnis: Platz 5 (2015)
Nachdem er bei der Sardinien-Rallye Italien seinen ersten WM-Lauf gewinnen konnte, hätte Ott Tänak diesen Erfolg in Polen fast wiederholt – bis ein Fahrfehler auf den letzten Metern den Esten zurückwarf. In Finnland will der Fiesta WRC-Fahrer gemeinsam mit Copilot Martin Järveoja den Anschluss an die Tabellenspitze mit einem weiteren Topresultat halten. Selbst der höchste Platz auf dem Podium ist nicht ausgeschlossen.
„In Polen lief es am Schluss nicht ganz so wie gewünscht, aber wir haben gezeigt, dass wir schnell genug sind für einen Sieg – diese Erkenntnis nehmen wir mit nach Finnland, eine weitere sehr schnelle Rallye, die zu meinen Favoriten zählt“, betont Tänak. „Wenn du dort in den richtigen Rhythmus findest und eine perfekte Prüfung ablieferst, ist das ein einzigartiges Gefühl – und von dem möchten wir am kommenden Wochenende möglichst viele genießen. Die Strecken erlauben wirklich hohe Geschwindigkeiten. Viele Kurven und Kuppen sind nicht einsehbar, hinzu kommt das immer wieder überraschend hohe Griplevel. Das verlangt viel Mut und Selbstvertrauen. Wer sich seiner Sache nicht absolut sicher ist, kann niemals bis an das endgültige Limit gehen und verliert viel Zeit. Und die lässt sich in Finnland nur mühsam wieder aufholen.“
Elfyn Evans / Daniel Barritt (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3); WM-Rang: 6
Rallye-Finnland-Starts: 6. Bestes Ergebnis: Platz 7 (2014)
Schon in der Vergangenheit konnte Elfyn Evans bei der Rallye Finnland immer wieder mit guten Zeiten glänzen. Gemeinsam mit Beifahrer Daniell Barritt hofft der Waliser auf eine saubere und schnelle Vorstellung, die für eine vordere Platzierung bei dieser besonders prestigeträchtigen WM-Rallye reicht.
„Keine Frage: Kaum eine Rallye im WM-Kalender macht so viel Spaß wie die finnische“, bestätigt der 28-Jährige. „Mit den neuen World Rally Cars dürfen wir uns auf eine spektakuläre Veranstaltung freuen. Die Prüfungen sind so schnell, dass es auch auf einen absolut exakten Aufschrieb und großes Selbstvertrauen ankommt. Die hohen Geschwindigkeiten in Kombination mit der geforderten Präzision stellen fahrtechnisch höchste Anforderungen und lassen keinerlei Raum für Fehler. Wenn es gut für uns läuft, ist vieles möglich.“
Teemu Suninen/Mikko Markkula (Ford Fiesta WRC, Startnummer 15)
Rallye-Finnland-Starts: 3. Bestes Ergebnis: Platz 10 (2016, WRC 2)
Ebenfalls mit einem Ford Fiesta WRC von M-Sport startet der Finne Teemu Suninen in Finnland. Für das 23 Jahre junge Supertalent ist das Heimspiel die erst zweite WM-Rallye am Steuer eines World Rally Cars – in Polen benötigte der Youngster gerade Mal sechs Wertungsprüfungen, um seine erste Bestzeit zu setzen.
Heimspiel
„Natürlich weckt ein Heimspiel die Vorfreude immer besonders, aber jetzt sitzen wir am Steuer eines World Rally Cars!“, erklärt Suninen. „Sicher bin ich mit diesen schnellen Straßen aufgewachsen, aber was Viele vergessen: Ich habe mit nur drei Starts noch recht wenig Erfahrung bei der Rallye Finnland und konnte auch kaum mit einem Allradfahrzeug trainieren. ,Ouninpohja‘ zum Beispiel bin ich noch nie in der Richtung gefahren, die in diesem Jahr auf dem Programm steht. Nichtsdestotrotz ändert das nichts an unseren Zielen. In Polen wollten wir unter die ersten Sechs kommen, das ist uns gelungen – auch wenn wir auf der letzten Prüfung noch eine Platzierung verloren haben. In Finnland müssen wir von Beginn an auf Zack sein um zu erreichen, was wir uns vorgenommen haben.“
Junior-WM
„Die Rallye Finnland ist für mich so etwas wie der ,Heilige Gral‘ – diesen WM-Lauf will jeder Rallye-Fahrer einmal in seinem Leben bestreiten“, betont Julius Tannert aus Zwickau. Der 27-Jährige nimmt gemeinsam mit seinem österreichischen Copiloten Jürgen Heigl am Steuer eines Ford Fiesta R2 in der Junioren-Weltmeisterschaft teil. Nach vierten, dritten und fünften Plätzen auf Korsika, Sardinien und in Polen steht nun die legendäre „1000 Seen“ für den Nachwuchsfahrer auf dem Programm. Wie schwierig die bevorstehende Aufgabe ist, weiß Tannert: „Die Rallye Finnland ist für uns auch so etwas wie eine charakterbildende Maßnahme“, lacht der ADAC-Förderpilot. „Auf den schnellen Schotterprüfungen mit ihren zahlreichen Sprungkuppen ist Erfahrung und Streckenkenntnis natürlich von großem Vorteil. Aber wir sehen es als Chance und nehmen erneut eine Podiumsplatzierung ins Visier.“
Zu den besonderen Herausforderungen, die in den finnischen Wäldern auf den jungen Sachsen warten, zählt bereits die Erstellung eines passenden Aufschriebs – denn abgefahren dürfen die Wertungsprüfungen im Vorfeld nur zweimal werden, und das mit stark reduziertem Tempo. „Die Gefahr, Sprungkuppen falsch einzuschätzen, ist groß“, so Tannert, der sich auch mit dem Studium von Onboardvideos vorbereitet. „Aber wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir unsere ,Pacenotes‘ verfeinern. Es kommt darauf an, das Auto vor dem Absprung richtig zu positionieren und nicht zu weit zu fliegen. Keine Sorgen mache ich mir um das Flugverhalten des Fiesta R2. Das ist gut ausbalanciert, und auch die Landungen steckt das moderne Fahrwerk tadellos weg.“