Ford Chip Ganassi Racing ist bereit für die Titelverteidigung
In gut zehn Tagen stellt sich das Team Ford Chip Ganassi Racing der größten Herausforderung des Jahres: Es tritt bei den 24 Stunden von Le Mans als Titelverteidiger in der Kategorie LMGTE Pro an. In der vergangenen Saison, und damit exakt fünf Jahrzehnte nach dem legendären Dreifacherfolg des Ford GT40 in der Gesamtwertung des Langstreckenklassikers, hatte der neue Ford GT bei seinem Debüt auf dem „Circuit des 24 Heures“ einen weltweit beachteten Klassensieg herausgefahren. Dem schlossen sich viele Triumphe in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC (World Endurance Championship) und der nordamerikanischen IMSA-Serie, in denen jeweils zwei der von Ford EcoBoost-Turbobenzinern angetriebenen Flundern teilnehmen, an. Nun kehren beide Werksteams mit insgesamt vier Fahrzeugen und hohen Erwartungen in das französische Departement Sarthe zurück.
Ford GT
„Die Ford GT-Rennwagen repräsentieren genau das, wofür Ford steht: unser Streben nach Perfektion in allem, was wir tun“, beschreibt Bill Ford, Aufsichtsratsvorsitzender der Ford Motor Company. „Dass wir im vergangenen Jahr in Le Mans die GTE Pro-Kategorie gewonnen haben, hat unsere Mitarbeiter weltweit mit Stolz erfüllt. Es zeigte uns, dass wir bemerkenswerte Dinge erreichen können, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir freuen uns auf unsere Rückkehr nach Le Mans, wir wollen den Titel verteidigen.“
Auch 2017 jährt sich ein historisches Ergebnis für Ford zum 50. Mal: 1967 hatten die beiden US-Amerikaner Dan Gurney und A.J. Foyt in Le Mans den zweiten von insgesamt vier Siegen in einer Reihe für den Ford GT40 herausgefahren. Damit zementierten sie die Dominanz der Marke bei einem der wichtigsten Rennen der Welt.
„In der vergangenen Saison haben wir mit dem Ford GT unsere Rückkehr in den internationalen GT-Langstreckensport gefeiert und in Le Mans sofort unsere Klasse gewonnen – das war für uns, unsere Partner und alle Fans der Marke ein herausragendes Ereignis“, betont Raj Nair, Leitender Vizepräsident der Ford Motor Company und Präsident von Ford in Nordamerika. „Wir wissen, dass 100-prozentiger Einsatz und absoluter Wille vonnöten ist, um diesen Titel in diesem Jahr in Le Mans zu verteidigen. Das Team von Ford Performance nimmt diese Herausforderung an. Wir können es kaum erwarten, bei dieser unglaublichen Veranstaltung erneut an den Start zu gehen.“
Dave Pericak
Für Dave Pericak, als Direktor von Ford Performance für das Motorsport-Engagement der Marke weltweit verantwortlich, ist die richtige Einstufung in der sogenannten „Balance of Performance“ (BoP) einer der Schlüssel für Erfolg. Sie soll die verschiedenen Fahrzeugkonzepte angleichen, um ein spannendes Rennen zu ermöglichen. „Nach dem Test mit der 2017er BoP-Einstufung wissen wir, wie viel Arbeit bis zu den 24 Stunden von Le Mans noch vor uns liegt“, so der US-Amerikaner. „Im vergangenen Jahr haben wir ein historisches Ergebnis erzielt, die Konkurrenzdichte zwischen den GTE-Fahrzeugen war so eng wie nie. Angesichts neuer Rennwagen unserer Wettbewerber hoffen wir, dass die Einstufungen erneut für ein ausgeglichenes Feld und jenen faszinierenden Motorsport sorgen, den sich die Fans wünschen.“
„Alle unsere vier Fahrzeug-Crews fiebern den 24 Stunden von Le Mans entgegen und wollen den Sieg des Vorjahres wiederholen“, beschreibt Teambesitzer Chip Ganassi. „Wir gehen mit der schönen Gewissheit ins Rennen, dass jeder unserer vier Ford GT eine echte Chance hat, die GTE Pro-Klasse dieses Langstreckenklassikers für sich zu entscheiden. Wir haben ein fantastisches Jahr 2016 erlebt. Nun setzen wir alles daran, damit die aktuelle Saison noch besser wird.“
Tony Kanaan ersetzt in Le Mans den verletzten Sébastien Bourdais
Eines der Kernstücke im Erfolgs-Puzzle der vergangenen Saison mussten die Teamverantwortlichen von Ford im Vorfeld der 24 Stunden von Le Mans jedoch ersetzen: Sébastien Bourdais kann den Vorjahressieg in seiner Heimatstadt nach einem schweren Unfall beim Qualifying für das Indy 500 nicht wiederholen. Anstelle des in Le Mans geborenen Franzosen teilt sich der Brasilianer Tony Kanaan den Ford GT mit der Startnummer 68 mit Dirk Müller (Burbach) und Joey Hand (USA).
„Ganz sicher wird es ohne Sébastien in Le Mans nicht das Gleiche sein“, unterstreicht Hand. „Aber als starkes Team stehen wir auch dieses durch. Ich arbeite jeden Tag an meiner Konditionen, um auch körperlich absolut fit für diese Herausforderung zu sein. Aber Le Mans ist auch mental eine schwierige Aufgabe, du musst ihr psychisch gewachsen sein. Die Unterstützung, die ich nicht zuletzt durch meine Familie genieße, hilft mir dabei sehr. Glücklicherweise konnten wir genügend Zeit im Simulator von Ford Performance verbringen. Zudem habe ich noch einmal intensiv das Sportliche Reglement studiert, das in Le Mans einige Besonderheiten aufweist. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben, wenn wir gewinnen wollen.“
Neben Vorjahressieger Dirk Müller ist Stefan Mücke der zweite Deutsche im Team Ford Chip Ganassi Racing. Außer dem Berliner greifen Oliver Pla (F) und Billy Johnson (USA) ins Steuer des Ford GT mit der 66. 2016 sprang für die Drei nur Rang vier in der LMGTE Pro-Klasse heraus – zur vorgeschriebenen Reparatur einer defekten Startnummernbeleuchtung mussten sie einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen. Dennoch sahen sie das Ziel mit nur einer Runde Rückstand. Nun wagen sie hochmotiviert einen weiteren Anlauf.
Die Strafe
„Die Strafe hat uns um ein deutlich besseres Ergebnis gebracht, aber so geht es im Motorsport manchmal zu. Du gewinnst nur, wenn tatsächlich alles perfekt läuft“, ärgert sich Mücke noch immer ein wenig. „Für das Team war es ein großartiges Resultat, auch wir konnten es genießen, als Erste mit dem neuen Ford GT in Le Mans auf die Strecke gehen zu dürfen. Natürlich wollen wir gewinnen, das ist immer unser Anspruch. Aber da es in Le Mans doppelte Punkte für die Langstrecken-WM gibt, steht erst einmal die Zielankunft ganz vorne. Prognosen für dieses Rennen sind schwierig, selbst in der letzten Runde kann noch alles passieren – das haben wir im vergangenen Jahr bei Toyota gesehen.“
Unverändert geht auch die Besatzung des Ford GT mit der Nummer 69 an den Start: Hier lösen sich der Australier Ryan Briscoe, der Brite Richard Westbrook und der Neuseeländer Scott Dixon am Steuer ab. Dixon hatte sich vor wenigen Tagen beim Indy 500 die Pole Position gesichert. Vor einem Jahr stand das Trio in Le Mans gemeinsam auf dem Podest.
„Ich kann es kaum erwarten, nach Le Mans zurückzukehren“, beteuert Briscoe. „Im vergangenen Jahr war es ein fantastisches Erlebnis, Teil des Comebacks von Ford bei diesem einzigartigen Rennen zu sein. Ich hoffe, wir können erneut um den Sieg in der Klasse kämpfen. Die schiere Menge an Zuschauern, die dir zujubeln, ist unglaublich – ich kann Le Mans mit nichts vergleichen. So viele Spitzenfahrer aus allen Teilen und Kulturen der Welt, und sie alle haben nur ein Zeil: Sie wollen gewinnen.“
Aus Sicht von Ford hießen die Pechvögel des vergangenenn Jahres Andy Priaulx und Harry Tincknell (beide GB) sowie „Pipo“ Derani (BRA): Ihr Auto mit der Startnummer 67 fiel direkt vor dem Start einem Problem im Antriebsstrang zum Opfer, wodurch sie alle Chancen auf eine Topplatzierung begraben mussten.
„Wir hatten uns für die vierte Startposition qualifiziert und freuten uns dank einer ausgefeilten Rennstrategie bereits auf den 24-Stunden-Klassiker“, erinnert sich Tincknell. „Unglücklicherweise muckte auf dem Weg in die Startaufstellung das Getriebe, das musste an der Box behoben werden und kostete uns 40 Minuten – damit war der Kampf um den Klassensieg bereits beendet. Anschließend konzentrierten wir uns darauf, Daten zu sammeln. Wir waren immer noch schnell unterwegs und haben viel gelernt. Jetzt hoffen wir, dass uns dies in diesem Jahr zugute kommt. Le Mans ist das größte Rennen der Welt und es gibt doppelte Punkte für die Langstrecken-Weltmeisterschaft, das ist sehr wichtig. Klar wollen wir dieses Mal gewinnen, vergessen dabei aber auch den Blick auf die WEC nicht.“
Informationen
Le Mans-Teilnahmen der Ford GT-Fahrer:
Stefan Mücke: 10 (2007 – 2016)
Olivier Pla: 9 (2008 – 2016)
Richard Westbrook: 6 (2010 – 2014, 2016)
Dirk Müller: 5 (1999-2000, 2010-2011, 2016)
Andy Priaulx: 3 (2010-2011, 2016)
Harry Tincknell: 3 (2014-2016)
Ryan Briscoe: 3 (2013, 2015-2016)
Joey Hand: 2 (2011, 2016)
„Pipo“ Derani: 2 (2015-2016)
Scott Dixon: 1 (2016)
Billy Johnson: 1 (2016)
Tony Kanaan: Le Mans-Rookie
Wie unterscheiden sich die vier Ford GT?
Prinzipiell tragen die vier Ford GT bei den 24 Stunden von Le Mans das gleiche Design mit den Grundfarben Rot, Weiß und Blau. Um es Zuschauern und Fotografen zu erleichtern, die einzelnen Boliden auseinanderzuhalten, tragen sie individuell getönte Windschutzscheiben-Streifen, Außenspiegel und LED-Leuchtbänder in der Frontscheibe:
• #66 Grün
• #67 Blau
• #68 Rot
• #69 Gelb
Neu in diesem Jahr und speziell in der Nacht ein gut erkennbares Merkmal: Die flügelhaften Außenspiegel bekommen eine fluoreszierende Lackierung in der jeweiligen Fahrzeugfarbe. Auch sie erleichtert die Identifikation der einzelnen Ford GT, ohne Gewicht zu kosten.
Gewusst?
• Als Dan Gurney 1967 nach seinem Le Mans-Sieg mit Ford den überreichten Champagner bei der Siegehrung auf dem Podium nicht trank, sondern verspritzte, leitete er eine bis heute auf der ganzen Welt übernommene Zeremonie ein.
Die Le Mans-Erfolge von Ford in den 1960er Jahren:
1966 1. Bruce McLaren (NZ) / Chris Amon (NZ)
2. Ken Miles (GB) / Denis Hulme (NZ)
3. Ronnie Bucknum (USA) / Dick Hutcherson (USA)
1967 1. Dan Gurney (USA) / AJ Foyt (USA)
1968 1. Pedro Rodriguez (MEX) / Lucien Bianchi (B)
1969 1. Jacky Ickx (B) / Jackie Oliver (GB)
3. David Hobbs (GB) / Mike Hailwood (GB)